Krankheit: Falscher Mehltau

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Falscher Mehltau an Hopfen Pseudoperonospora humuli (MIY. et TAK.) WILSON)

Die Peronospora wird durch den zur Klasse der Phycomyceten (= Algenpilze) gehörenden Pilz Pseudoperonospora humuli (Miyabe und Takahashi) Wilson verursacht. Dieser Pilz ist ein obligater Parasit, d. h. er kann sich nur in der lebenden Hopfenpflanze, aus der er seine Nahrung bezieht, vermehren.

Diese Pilzkrankheit tritt jedes Jahr in unterschiedlicher Stärke auf. Alle Pflanzenteile können befallen werden, Blüten- und Doldenbefall kann zu vollständigem Ertragsverlust führen. Man unterscheidet zwischen Primär- und Sekundärinfektion.

Systematik: Mastigomycotina, Klasse Oomycetes, Ordnung Peronosporales, Familie Peronosporaaceae.
   
Primärinfektion:

Die Primärinfektion wird von dem Pilz verursacht, der in unterirdischen Pflanzenteilen überwintert hat und im Frühjahr in die jungen Sprosse eindringt. Erkrankte Bodentriebe sind gestaucht und gelbgrün gefärbt ("Bubiköpfe"), Gipfel- und Seitentriebe wachsen nicht weiter und vertrocknen. An den Blattunterseiten solcher Triebe bildet sich häufig entlang der Blattadern ein grauschwarzer Belag aus Pilzsporen. Der Pilz überwintert meist als Myzel (Pilzfäden) in den Wurzelhälsen der Hopfenpflanzen. Auch Rhizome und Wurzeln können befallen sein. Das infizierte Gewebe ist oft rötlich-braun verfärbt und kann nach einigen Jahren absterben. Im Frühjahr dringt der Pilz vom Wurzelhals oder unterirdischen Pflanzenteilen in die jungen Triebe ein und verursacht so die Erst- oder Primärinfektion.

Eine andere überwinterungsform des Pilzes, durch die ebenfalls eine Primärinfektion erfolgen kann, sind die Oosporen. Die Primärinfektion wird durch Oosporen aber sehr viel seltener als durch überwinterndes Myzel hervorgerufen. Die Oosporen werden innerhalb der Reben und Blätter der erkrankten Hopfenpflanzen gegen Ende der Wachstumszeit des Hopfens gebildet. Sie gelangen mit abfallenden Blättern und sonstigen Pflanzenresten in den Boden.

Im kommenden Frühjahr keimen die Oosporen aus und die dabei freiwerdenden Schwärm- oder Zoosporen können den austreibenden Hopfentrieb infizieren. Die primärinfizierten Bodentriebe sind stark gestaucht und gelblich verfärbt. Der Pilz dringt von den primärbefallenen Trieben weiter in die Battstiele und an den Blattadern entlang in die Blätter vor.
Primaerinfektion Peronospora an Hopfen
Abb. 1: Falscher Mehltau Primärinfektion (sog. "Bubikopf")

Das Pilzmyzel wächst in den Zwischenräumen zwischen den Pflanzenzellen, den sogenannten Interzellularen. Von dort aus treibt es Haustorien (Fortsätze) in das Innere der umliegenden Zellen, aus denen sich der Pilz ernährt. Diese Zellen werden dadurch so geschädigt, da& sie beginnen aberzusterben; dadurch entstehen die Verfärbungen. Wenn die Nachttemperaturen über 7° C liegen und eine relative Luftfeuchtigkeit von 50% überschritten wird, bildet sich auf der Unterseite der Blätter in der Nähe der Blattadern ein dichter grau-schwarzer Belag. Dieser Pilzrasen entsteht, wenn der Pilz über die Spaltöffnungen an der Blattunterseite mit Fortpflanzungshyphen (den Konidienträgern) in den Luftraum vordringt. Unter dem Mikroskop sieht man, da& die Fortpflanzungshyphen bäumchenartig sind und an ihren Enden ovale Gebilde, die Zoosporangien, tragen.

   
Sekundärinfektion:

Sekundärinfektion erfolgt durch die Sporen, die durch Wind und Regen an die Pflanze gelangen. Es bilden sich gelbliche Flecken auf der Blattoberseite, die später verbräunen. Dort wächst auf der Unterseite der grauschwarze Pilzsporenbelag. Infizierte Blüten sterben ab, verhärten und die Doldenbildung wird verhindert. Bei beginnendem Doldenbefall sind die Vorblätter stärker verfärbt als die Deckblätter, was zu einem gescheckten Aussehen der Dolde führt. Im Endstadium ist die ganze Dolde rotbraun. Die Zoosporangien lösen sich leicht von den Konidienträgern und werden vom Wind auf andere Pflanzenteile und bisher gesunde Pflanzen übertragen. Dort entlassen die Zoosporangien, wenn tropfbar flüssiges Wasser in Form von Regen oder Tau vorhanden ist, die schwimmenden Zoosporen (auch Schwärm- oder Sommersporen genannt). Diese dringen mit Hilfe eines Keimschlauches über Lentizellen und Spaltöffnungen in die Pflanze ein, die dadurch neu infiziert wird (Sekundär-Infektion). Sobald der Pilz auf diese Weise in die Pflanze eingedrungen ist, kann die Erkrankung dieser Pflanzenteile durch Pflanzenschutzmittel nicht mehr verhindert werden. Ein paar Tage nach der Infektion erscheinen die Krankheitssymptome: Gelblich verfärbte und vor allem gegen die Spitze zu stark gestauchte Triebe, so da& die Blätter eng aufeinandersitzen ("Bubiköpfe"); die Blätter zeigen braune Flecken. Bei entsprechender Witterung kommt es von dort aus zur Bildung von neuen Konidienträgern mit Zoosporangien und damit zur Weiterverbreitung der Krankheit. Die Fruktifikationszeit, das ist die Zeitdauer von der Infektion bis zur Entstehung von Konidienträgern mit Zoosporangien, ist, je nach den herrschenden Temperatur- und Luftfeuchtigkeits-Bedingungen, unterschiedlich lang. Optimal für die Bildung der Zoosporangien ist eine relative Luftfeuchte von 90-100%; unterhalb von 60% relativer Luftfeuchtigkeit entstehen keine Zoosporangien mehr. Die günstigste Temperatur zur Zoosporangienbildung liegt zwischen 20 und 22° C; unterhalb von 5° C werden keine Zoosporangien mehr gebildet. Nach Zattler (1931) dauert unter optimalen Luftfeuchtigkeitsverhältnissen und bei optimaler Temperatur die Fruktifikationszeit bei der Sorte Hallertauer mfr. ca. 4 Tage. Bei einer mittleren Temperatur von nur 11° C verlängert sie sich auf 11 Tage. Die Kenntnis der zur Fruktifikation günstigen Verhältnisse macht verständlich, weshalb die Peronospora in regenreichen Sommern mit vielen schwülen Tagen so stark auftritt.

Abb. 2: Falscher Mehltau Sekundärinfektion

Blütenbefall Entsprechend ihrer Entstehung sind die nach Sekundärinfekion entstandenen Pilzrasen unregelmä&ig über die ganze Blattunterseite verteilt. Im Gegensatz zur Primärinfektion werden von der Sekundärinfektion auch Seitentriebe, Blüten und Dolden befallen. Die sekundär befallenen Seitentriebe sind oft nur an den Triebenden gelblich verfärbt und gestaucht und nur dort findet man die hell- bis dunkelbraun verfärbten Blätter, während die Triebe an der Basis normal wachsen. Letzteres kann bei der Primärinfektion nicht vorkommen, da dort das Pilzmyzel von der Basis her in die Triebe hineinwächst. Befallene Blüten werden braun und können vertrocknen und abfallen.

Neue Wurzelhälse werden durch das Abwärtswachsen des Pilzes von den sekundär befallenen Trieben aus infiziert, und damit ist dann wieder die Grundlage für eine Primärinfektion dieser Pflanze im kommenden Frühjahr geschaffen.

  (Nach: Wittmann, Wolfgang, Atlas der Zierpflanzenkrankheiten, Blackwell Wissenschaftsverlag Berlin, 1995)